"Geschlecht" in den Geistes- und Sozialwissenschaften

Spät in der Geschichte der Heidelberger Universität - aber früh im Vergleich mit anderen deutschen Universitäten - wurden vor gut hundert Jahren erstmals Frauen in Heidelberg zum Studium zugelassen. Noch kürzer ist es her, dass Fragen nach Wesen und Relevanz von Geschlecht Eingang in die Wissenschaften selbst gefunden haben. Diese Tagung wird Nachwuchswissenschaftler(inne)n verschiedener geistes- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen aus dem deutschsprachigen Raum die Gelegenheit bieten, ihre aktuellen Forschungsarbeiten vorzustellen. Dabei soll deutlich werden, inwiefern die Kategorie „Geschlecht“ bzw. „gender“ in den verschiedenen Wissenschaften erkenntnisstiftend eingesetzt und reflektiert wird.

Auf mindestens dreierlei Weise wird seit dem Aufkommen der feministischen Wissenschaft und der interdisziplinären Gender Studies mit der Kategorie “Geschlecht” gearbeitet.

Erstens werden unter dem Stichwort “Androzentrismuskritik” Fragestellungen und Methoden der verschiedenen Wissenschaften dahingehend überprüft, ob in ihnen Einseitigkeiten und Verzerrungen zugunsten einer “männlichen” Perspektive vorliegen. Zweitens sind ausgehend von dieser Kritik sowohl neue Forschungsfelder erschlossen als auch das Geschlecht als wichtige Kategorie in das Instrumentarium zur Untersuchung sozialer Phänomene aufgenommen worden. Gleichzeitig wird, drittens, das Geschlecht und Geschlechterunterschiede in verschiedenen Geistes- und Sozialwissenschaften selbst zum Gegenstand gemacht und die Praxis der Einteilung der Menschen in “Männer” und “Frauen” kritisch hinterfragt.

Auf der Tagung sollen in Auseinandersetzung mit Vorträgen zu einem oder mehreren dieser drei Aspekte insbesondere Fragen diskutiert werden, die sich ergeben, wenn man diese Aspekte miteinander in Zusammenhang bringt, so zum Beispiel: In welchem Verständnis hat sich die Kategorie “Geschlecht” für bestimmte Wissenschaften als produktiv erwiesen? Inwieweit stellt die Kritik an der Kategorie die Ergebnisse von Forschungen, in denen sie verwendet wird, in Frage? Wie lässt sich unter Einbezug dieser Perspektiven ein angemessenes Verständnis von “Geschlecht” für Wissenschaft und Gesellschaft gewinnen.

Aus den auf diesen Call for Papers eingesandten Beiträgen werden acht ausgewählt; es gibt dann acht Vorträge; jeweils inklusive Kommentar und Diskussion 90 min.  

Webmaster: E-Mail
Letzte Änderung: 23.05.2018
zum Seitenanfang/up