Vernetzungen - Fallstudien zu deutschsprachigen Moralischen Wochenschriften

Die ab den 1720er Jahren gehäuft erscheinenden Moralischen Wochenschriften gehören zu den frühesten Periodika, die im deutschsprachigen Raum breitere (wenn auch noch immer auf das gehobene Bürgertum begrenzte) Leserkreise erreichen. Alle namhaften Autoren und Publizisten der Aufklärungsepoche sind entweder selbst als Herausgeber solcher Wochenschriften oder als Beiträger in Erscheinung getreten – in jungen Jahren selbst der später der Gattung äußerst kritisch gegenüberstehende Lessing. Gar nicht zu überschätzen ist die Bedeutung der Moralischen Wochenschriften bei der Verbreitung und Wirkung aufklärerischer Erziehungs-, Gesellschafts- und Tugendvorstellungen. Ohne die Moralischen Wochenschriften hätte es ‚die Aufklärung’ wohl nicht gegeben.

Nach Wolfgang Martens‘ grundlegender Studie zu dieser Zeitschriftengattung („Die Botschaft der Tugend“ 1968) sind zwar in den folgenden Jahrzehnten noch etliche weitere Monographien und Aufsätze zu ausgewählten deutschsprachigen Wochenschriften bzw. zu ausgewählten Aspekten derselben erschienen. Bereits vor der Jahrtausendwende hat sich die Zahl der wissenschaftlichen Neuerscheinungen zu diesen typisch aufklärerischen Periodika jedoch wieder deutlich verringert, obwohl erst ein kleiner Bruchteil der weit über 100 deutschsprachigen Moralischen Wochenschriften überhaupt schon zum Gegenstand literaturwissenschaftlicher Studien geworden ist. Während die Germanistik die Moralischen Wochenschriften weitgehend aus dem Blick verloren zu haben scheint, sind andere Philologien gerade dabei, das Phänomen der Moralischen Wochenschrift in ihren Ländern neu für sich zu entdecken. Erwähnt sei hier nur die Sektion zu den „moralischen Wochenschriften der Romania“ beim Romanistentag in Bonn 2009.

Mit der geplanten germanistischen Fachtagung soll nun auch in unserer Disziplin die Wiederentdeckung dieser vernachlässigten literarischen Gattung gefördert werden. In ‚Einzelfallstudien‘ werden die zahlreichen bisher kaum beforschten deutschsprachigen moralischen Wochenschriften erforscht. Thematisch stehen die vielfältigen in und mit Moralischen Wochenschriften zu beobachtenden Vernetzungen im Mittelpunkt der Tagung.

Kontakt:
Dr. Bernhard Walcher
Germanistisches Seminar
Hauptstr. 207-209
69117 Heidelberg
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E-Mail: bernhard.walcher@gs.uni-heidelberg.de

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Letzte Änderung: 29.10.2011
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