Medien der Geschichte in den griechisch-römischen Altertumswissenschaften

Das Kolloquium "Medien der Geschichte" hat zum Ziel, die Frage nach den antiken Medien zu stellen, die die Altertumswissenschaften zur Konstruktion der griechischen und römischen "Geschichte" benutzen. Dabei werden sowohl die allgemeinen Medien der Schrift, der Bildkunst und der materiellen Objekte als auch deren verschiedene Gattungen wie Historiographie und Politisches Denkmal, darüber hinaus Themenbereiche wie Mythos oder Menschenbild sowie materielle Zeugnisse wie Handwerksgerät oder kulturelle Spuren einbezogen.


Die Medien der historischen Überlieferung werden gewissermaßen als eine Linse betrachtet, deren spezifische Verzerrungen eliminiert werden müssen, um die Geschichte aus der eigenen Perspektive zu sehen und durch eine Verbindung von verschiedenartigen Zeugnissen zu rekonstruieren. Die Betrachtung würde aber viel gewinnen, wenn zunächst die Medien und Gattungen als solche genauer in den Blick genommen würden. Denn bereits die antiken Autoren, Auftraggeber und Konzipienten haben in den verschiedenen Medien und Gattungen, nach jeweils spezifischen Vorgaben, Sichtweisen und Strukturen, eine andere 'Geschichte' in den Blick genommen und konstruiert; entsprechend (re-)konstruiert die Forschung mit den verschiedenen Medien jeweils andere 'Geschichten'. Dieser Eigen-Sinn der historischen Medien und Gattungen soll in dem Kolloquium in den Blick genommen werden.  Vertreter verschiedener Disziplinen der griechischen und römischen Altertumswissenschaften sollen zusammengeführt werden, um die Leistung historischer Medien in einem einigermaßen geschlossenen historischen Rahmen auszuloten, der die nötige Kompatibilität gewährleistet. Zudem soll je ein Vertreter der Kunst- und der Kulturwissenschaft eine Sicht von außen einbringen.


Die Medien und Gattungen, die einbezogen werden, sollen unter zwei komplementären Aspekten betrachtet werden: zum einen als 'Mittel', mit denen in der Antike 'Geschichte' generiert wurde, zum anderen als Quellen, aus denen die Forschung 'Geschichte' (re-)konstruiert. Dabei sind die beiden Aspekte jeweils in unterschiedlicher Weise relevant: Eine Intention, Geschichte zu schaffen, ist etwa in der Historiographie und in politischen Denkmälern offensichtlich, in der Tragödie und in Mythenbildern meist nur indirekt, in der materiellen Sachkultur kaum jemals und in kulturellen Spuren grundsätzlich nicht zu erkennen. Dem entsprechend ist die Forschung, die aus diesen Gattungen Geschichte gewinnen will, mit sehr verschiedenen Aufgaben der Interpretation expliziter, indirekter und impliziter Geschichtlichkeit konfrontiert.

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Letzte Änderung: 17.12.2010